Im Sommer 2018 als Inkubator im TechnologieZentrum Koblenz eingezogen, steht Gründer und Geschäftsführer Oliver Schiefer mit seinem Unternehmen FindMe! FM GmbH nun kurz vor dem go live der entwickelten App FindMe! Die App erleichtert und beschleunigt den Erstkontakt zwischen Unternehmen und Ausbildungssuchenden deutlich. Wir sprachen mit Oliver Schiefer über FindMe!.
Herr Schiefer, wie kam es zu FindMe!?
Es war eigentlich eher ein Zufall. Vor zwei Jahren half ich einer Bekannten, eine Stellenanzeige zu formulieren. Dabei ist uns aufgefallen, dass diese Art der Kontaktaufnahme und der Kommunikation deutlich erleichtert werden könnte. Dieses Ziel haben wir uns mit FindMe! gesetzt.
Es gibt doch im Internet bereits sehr viele Stellenbörsen für Auszubildende …
Das stimmt, doch diesen Möglichkeiten ist allen gemein, dass man als Suchender auf eine Stellenanzeige aus dem Internet oder der Zeitung reagieren und eine Bewerbung auf konventionelle Weise – per Post oder E-Mail – an das Unternehmen schicken muss. An dieser Stelle brechen viele bereits ihre Bewerbung ab. Wir möchten mit FindMe! den Bewerbungsprozess erleichtern und die Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erleichtern. Schüler füllen auf ihrem Mobiltelefon in FindMe! in wenigen Minuten ihr Profil aus und lassen sich von einem potenziellen Arbeitgeber finden. Somit wird ein Teil des Bewerbungsprozesses umgekehrt und die Motivation der Suchenden sinkt nicht bereits zu Beginn der Jobsuche.
Wie sind Sie die Entwicklung der App angegangen?
Uns war die Meinung von Schülern und Studenten besonders wichtig, weshalb diese eng in den Entwicklungsprozess integriert waren. Das Ergebnis war, dass die Schüler den Erstkontakt zu den Unternehmen für antiquiert und umständlich halten. In der Regel sieht dies heute so aus: man schickt gleich eine Bewerbungsmappe mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen an das Unternehmen. Bestenfalls kann man sich auch Online bewerben. Aber auch hier muss man bereits Dokumente mit in den Anhang packen, was umständlich und zeitaufwändig ist.
Auf der anderen Seite haben wir den Kontakt zu Ausbildungsbetrieben in der Region gesucht. Hier wurde häufig von Fachkräftemangel, unbesetzten Stellen und dem Wunsch, MINT-Berufe zu fördern sowie unbeliebte oder unbekannte Berufe zu stärken, gesprochen. Gleichzeitig schaffen Unternehmen aber erschwerende Hürden, indem sie z. B. beim Erstkontakt bereits komplette Bewerbungsunterlagen fordern, was Schüler meist überfordert.
Unser Fazit: der Erstkontakt zu Betrieben wird Bewerbern unglaublich schwer gemacht. Hier kommt unsere App ins Spiel. Von FindMe! können sowohl Schüler als auch Unternehmen profitieren: Schüler können sich mit FindMe! in wenigen Minuten ein eigenes Profil erstellen und ein Stellengesuch erstellen. Unternehmen können auf unserer Plattform in kürzester Zeit eine Vorauswahl treffen, was ihnen sowohl einen zeitlichen, als auch finanziellen Nutzen bringt. Denn der konventionelle Weg kostet Unternehmen mehr Zeit und Geld. Durch FindMe! können diese bereits eine Vorauswahl an potenziellen Bewerbern filtern. Gerade auch für KMUs, die nicht so bekannt sind oder weniger Geld für Stellenanzeigen investieren möchten, ist unsere App eine ideale Möglichkeit, einfach und schnell Kontakt zu Ausbildungssuchenden oder Praktikanten herzustellen.
Können Sie die Funktionsweise von FindMe! etwas genauer beschreiben?
Das Prinzip funktioniert wie folgt: der Suchende erstellt sich ein eigenes Profil, indem er lediglich seinen Namen, den Anfangsbuchstaben des Nachnamens, Klassenstufe, Schulform und mindestens vier seiner letzten Zeugnisnoten angibt. Die Noten geben den Firmen lediglich einen kleinen Einblick über die Stärken und Schwächen des Schülers. Nach Erstellung des Profils kann sich der Schüler auf die Suche nach einem geeigneten Job begeben. Auf FindMe! findet man sowohl Ausbildungs- und (duale) Studiumsplätze, als auch die Möglichkeit auf Praktika oder Schnuppertage in Unternehmen. Sucht der Schüler einen Ausbildungsplatz, kann er konkret die Berufsbezeichnung anklicken oder ganz breit Themen wie Medizin oder Ähnliches wählen. Dies hat auch den Nebeneffekt, dass der Schüler Anregungen bekommt, auf die er selbst vielleicht nicht gekommen wäre. Dazu tragen auch kleine Videos zu Berufsbildern bei, die sich die Schüler einspielen lassen können. Hinzu kommt die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu Berufsbotschaftern. Das sind nicht die Personalchefs der Firmen, sondern junge Mitarbeiter, die die Firmen hierzu aussuchen. Sie können mit dem Bewerber auf Augenhöhe über den Job sprechen. So können potenzielle Azubis ganz konkrete Fragen loswerden. Junge Botschafter soll es aber auch in den Schulen geben. Je ein Mädchen und ein Junge können ihre Mitschüler zum Beispiel bei der Suche nach Praktikumsplätzen unterstützen.
Wie finanziert sich FindMe!?
Für Schüler ist die Nutzung der App kostenfrei. Die Kosten werden von den Unternehmen getragen. Allerdings sind die Gebühren so günstig, dass auch kleine Unternehmen von FindMe! profitieren können.
Wird die Arbeitsagentur damit überflüssig?
Keinesfalls. FindMe! ist kein Ersatz für eine ausführliche Berufsberatung bei der Arbeitsagentur oder ein umfangreiches Bewerbungsverfahren. Es ist einfach eine Zwischenschaltung, ein Katalysator, der die Kontaktaufnahme zwischen Bewerbern und Unternehmen erleichtert. Zudem besteht ein enger Kontakt und eine Kooperation zwischen FindMe! und der Arbeitsagentur, da wir der Meinung sind, dass beide Unternehmen für eine erfolgreiche Jobsuche benötigt werden können.
Wie sieht Ihre weitere Planung aus?
In den meisten weiterführenden Schulen in Koblenz und auch in einigen der näheren Umgebung war unser FindMe-Team bereits erfolgreich und hat sich und die App vorgestellt. Zudem sind wir mit unserer Idee bei vielen Unternehmen und Einrichtungen vorstellig geworden. Unterstützung haben wir mittlerweile von sehr vielen Seiten: von der Bundesagentur für Arbeit, der Handwerkskammer Koblenz, der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein, der Stadt Koblenz, Verbänden und vielen Schulen. Neben der Fertigstellung der App und der Integration weiterer nützlicher Features werden wir in den kommenden Monaten vorrangig an der Steigerung des Bekanntheitsgrades von FindMe! arbeiten. Denn FindMe! wird nur funktionieren, wenn sich genügend Schüler und Unternehmen beteiligen. Nur wenn viele Schüler die App nutzen, ist es für Firmen interessant, dort zu suchen – und umgekehrt.
Wie kamen Sie an das TZK?
Da ich in Koblenz BWL studiert habe, wurde mir vom Gründungsbüro der Hochschule Koblenz vorgeschlagen, das von der Hochschule und dem TZK initiierte Inkubatorprogramm in Anspruch zu nehmen. Dadurch konnten wir eine eingerichtete Büroeinheiten im TZK vier Monate lang kostenfrei nutzen. Neben den Räumlichkeiten konnten wir auch die Infrastruktur des TZK mit Seminar- und Besprechungsräumen etc. nutzen. Dies war uns in der Anfangsphase schon eine echte Hilfe. Hilfe und Unterstützung habe wir aber auch immer von den TZK-Mitarbeitern erhalten. Nach den positiven Eindrücken der ersten Monate lag es dann nahe, im TZK zu bleiben. Seit dem 1. Januar 2019 sind wir nun Mieter und arbeiten weiter an dem Erfolg von FindMe!.
Herr Schiefer, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen und FindMe! alles Gute.
Weitere Informationen/Anmeldung zu FindMe!: www.findme-app.de