RRive – wie arrive

Jan Loescher (22), Felix Bonn (23) und Marin Althuis (27) bilden ein neues Start-up im TZK: RRive. Jan wurde in Paris geboren, wuchs in Brüssel auf und studiert Informationsmanagement am Campus Koblenz, Felix stammt von der Loreley und studiert an der Fachhochschule Wirtschaftswesen. Der Dritte im Bunde, Marin, ist gelernter Fachinformatiker und studiert, um Berufsschullehrer für technische Informatik und Mathematik zu werden. Warum die drei Männer zusammen ein Start-up gründen möchten, an welcher App sie gerade arbeiten und wie Jodel sie zusammengebracht hat – all das verraten sie im Interview.

v.l.n.r.: Felix, Jan und Marin von RRive.

Wie heißt Ihr Start-up und worum handelt es sich dabei?

Jan: Wir sind ein Technologie-Mobilitäts-Startup in Gründung. Denn wir möchten eine App auf den Markt bringen, die Mobilität vor allem im ländlichen Raum, aber auch in Städtendurch das Matching von Fahrern und Mitfahrern auf eine neue Art und Weise verbessern soll .

Felix: Wir möchten in etwa zwei Monaten gründen. Heißen wird unser Unternehmen RRive – das ist eine Anspielung aufs englische Wort “ankommen”: arrive.

Was ist das Neue an Ihrer App?

Jan: Das Neue daran ist, dass die App auch für Kurzstrecken funktioniert und dadurch für den ländlichen Raum von besonderer Bedeutung ist, denn sie ermöglicht Spontanität. Bei den Apps, die es bereits gibt, muss alles im Vorfeld geplant und abgesprochen werden und der Fahrer muss selbst alles koordinieren. Bei uns wird das alles automatisch ablaufen. Wer im ländlichen Raum zum Supermarkt oder zum Beispiel in die Uni nach Koblenz muss, kann sich unserer App bedienen. Die App ist quasi ein Navigationsgerät. Man fährt damit und sammelt automatisch Leute ein, die mitfahren wollen.

Marin: Das Entscheidende daran ist, dass es in Echtzeit funktioniert. Als Fahrer kann man spontan entscheiden: Auf dieser Fahrt möchte ich jemanden mitnehmen. Der Aufwand ist nicht größer als ein Navi zu benutzen. Zeitgleich kann ein anderer die Fahrt buchen und steigt einfach hinzu.

Mal angenommen, ich wohne irgendwo in der Eifel, habe kein Auto oder es ist gerade defekt. Ich möchte nach Koblenz fahren und habe Ihre App auf dem Smartphone. Was nun?

Jan: Sie öffnen die App, erhalten eine Kartenansicht und müssen entscheiden, wohin Sie fahren möchten. Dann bekommen Sie die Route, die Fahrtdauer und den Preis angezeigt. Sobald Sie sich für eine Route entschieden haben, erhalten Sie eine Liste von Fahrern angezeigt, die diesen Weg fahren werden und es wird Ihnen ein Fahrer empfohlen, der besonders gut zu Ihnen passt – zum Beispiel, weil Sie in der Vergangenheit gewisse Fahrzeugklassen präferiert haben. Sie wählen selbst einen Fahrer aus. Das ist jemand, der sowieso diese Strecke fahren möchte und somit keinen Mehraufwand hat, sondern lediglich dort anhalten muss, wo Sie einsteigen werden. Das läuft alles über das Navitagtionssystem. Der Fahrer gibt im Vorfeld ein, wie viel Zeit er bereit ist dafür einzusetzen, dass er jemanden mitnimmt. Er erhält dafür einen kleinen Beitrag. Nicht viel Geld, aber darum geht es auch gar nicht, sondern um einen Akt der Menschlichkeit und um die Reduktion von CO2.

Felix: Wichtig ist, dass die Fahrer nicht vom Mitfahrer direkt bezahlt werden, sonst fallen sie in die Kategorie Taxifahrer. Der Fahrer wird bei uns über die App bezahlt und nicht er setzt den Preis, sondern wir. Der Preis wird von einem Algorithmus berechnet und richtet sich vor allem nach der Fahrtstrecke. Wir nehmen Provision auf die Fahrt. Die durchschnittliche Strecke wird so um die 2 Euro liegen. Das wird also nicht teuer, denn wir haben kaum Kosten. Außerdem gilt: Die Masse macht’s. Fahrten zur Arbeit, zum Fitnessstudio – die ganzen kurzen Strecken, die üblicherweise alleine gefahren werden, können von da an geteilt werden. Zu zweit, zu dritt oder vielleicht sogar zu viert. Wenn man es täglich macht, verdient man sich als Fahrer etwas dazu. Der Mitfahrer zahlt so geringe Beträge, dass es sich für ihn lohnt. Kurz gesagt:

  • Es wird günstiger als der ÖPNV,
  • günstiger als ein Taxi und
  • wir setzen das Geld, das wir damit verdienen, in Weiterenwicklung ein. 
  • Man lernt Leute kennen, 
  • man braucht kein eigenes Auto und
  • man kann fahren, wenn man etwas getrunken hat. 
  • Ältere Leute werden damit mobiler und
  • es ist gut für die Umwelt, weil man CO2 spart.

Wird man sich in Ihrer App ein Profil anlegen müssen?

Jan: Ja, denn uns ist Sicherheit wichtig. Die Mitfahrer müssen dem Fahrer vertrauen können. Deshalb werden die Mitfahrer ihren Personalausweis hochladen und die Kontaktdaten angeben müssen, damit es uns möglich ist festzustellen, ob es tatsächlich nur ein Benutzerkonto pro Person gibt und wir gegebenenfalls Leute ausschließen können, wenn schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht worden sind. Zusätzlich wird es eine zweite Ebene für die Fahrer geben. Sie müssen ihren Führerschein hochladen und einzeln von uns bestätigt werden. Wir sind der Meinung, dass es nur so zu einer sicheren Umgebung kommen kann. Grundsätzlich darf man sowohl Fahrer als auch Mitfahrer sein.

Marin: Wir legen großen Wert auf Datenschutz. Auch darin wird viel Entwicklungszeit investiert werden müssen. Aktuell arbeiten wir übrigens mit einem unabhängigen Kartenanbieter zusammen und nutzen nicht Google Maps. Auf lange Sicht möchten wir eigenes Kartenmaterial kaufen.

Wie sind Sie auf die Idee zu dieser App gekommen?

Jan: Ich bin fürs Studium nach Deutschland gezogen, denn eigentlich komme ich aus Brüssel, wo ich keine Mobilitätsprobleme hatte. Dann bin ich in ein Haus an der Mosel gezogen, das wir geerbt haben. Am Anfang hatte ich kein Auto und musste auf die harte Tour erleben, was es bedeutet im ländlichen Raum zu leben, aber in Koblenz zu studieren. Während meiner ersten Semester habe ich Stunden in den öffentlichen Verkehrsmitteln verbracht und meine Einkäufe kilometerweit in Tüten getragen. Irgendwann hatte ich ein Auto, aber dadruch entstanden wieder andere Probleme. Für einen Studenten ist ein Auto teuer. Ich fahre zudem immer alleine und ärgere mich als umweltbewusster Mensch darüber. So hat sich die Idee über Monate zusammengebraut in meinem Kopf. Ehrlich gesagt war ich erstaunt, dass es so eine App noch nicht gibt.

Was war Ihr nächster Schritt, als Sie entschieden haben, die Idee umzusetzen?

Jan: Dann bin ich ins Gründungsbüro zu Dr. Kornelia van der Beek gegangen. Sie hat mich sehr gut beraten. Durch das Gespräch wurde ich in meinem Vorhaben bestätigt.

Zweifellos brauchten Sie ein Team. Wie haben Sie drei sich gefunden?

Felix: Die Geschichte ist ganz lustig. Irgendjemand hat einmal auf Jodel nach Leuten gesucht, die sich fürs Gründen interessieren. Daraus entstand ein Gespräch und letztlich eine WhatsApp-Gruppe, in der es allgemein ums Gründen ging. Nach einiger Zeit hat sich die Sache jedoch irgendwie verloren. Jan war ebenfalls in dieser Gruppe gewesen. Ein Jahr später schrieb er mich an: “Hey Felix, wie sieht es aus? Ich habe eine Idee.”

Marin: Und mich haben sie auch über Jodel gefunden.

Jan: Ja, denn in meinem Umkreis können alle nur ein Bisschen programmieren – so wie ich. Niemand ist gut genug für ein großes Projekt wie unsere App, deshalb habe ich online nach einem Fachmann gesucht. Auch Dr. van der Beek hatte mir erklärt, dass ich unbedingt ein Team zum Gründen brauche.

Felix: Wir drei verstehen uns wirklich gut.

Wie sind Sie im Inkubator des TZK gelandet?

Jan: Wir benötigten Räumlichkeiten zum gemeinsamen Arbeiten. Früher ging das in der Uni, aber wegen Corona war das dort leider nicht mehr möglich. Daher wollten wir uns darüber informieren, was ein Arbeitsplatz im Coworking Space kosten würde. Auf der Homepage habe ich dann vom Inkubator gelesen und erfahren, dass man dafür eine Empfehlung von einem Professor und vom Gründungsbüro der Universität braucht. Da mich Dr. van der Beek aus dem Gründungsbüro bereits kannte, freute sie sich wieder von mir zu hören und hat uns unterstützt. Wir mussten vor einem Professor pitchen. Ihm gefiel unsere Idee, so dass wir die notwendige Empfehlung von beiden Seiten bekamen. Leider war der Inkubator bereits besetzt, aber dafür dürfen wir das Coworking Space nutzen.

Unsere Region hat Sie zu dieser Idee inspiriert, aber denken Sie auch bundesweit?

Jan: Europaweit sogar. Denn es gibt noch viele Möglichkeiten, die App auszubauen.

Link zur Website des Start-ups: www.rrive.com