30 Jahre alt, seit Teenager-Tagen leidenschaftlicher IT-ler und bald zweifacher Unternehmer: David Broll, dessen Broll IT & Media GmbH seit Dezember 2023 im TZK ansässig ist.
Herr Broll, was genau macht Ihre Firma?
Die Broll IT & Media GmbH fing 2019 als kleine IT- und Webagentur an, die sich mit der Zeit immer weiter auf WordPress beziehungsweise WordPress-Websites und Webdesign spezialisiert hat. Daraus ist dann unsere Marke WPspace entstanden, ein WordPress-Hosting-Dienst.
Was genau ist WPspace?
WordPress-Hosting sind Server-Kapazitäten im Internet. Wenn man sich vorstellt, dass die Webseite das Haus ist, dann stellen wir den Kunden das Grundstück zur Verfügung oder vermieten es, damit sie ihr Haus, ihre Webseite, darauf bauen können. Das entwickelt sich seit 2021 immer mehr zu unserem Kerngeschäft.
Das Projektgeschäft nimmt demnach ab?
Ja, unser Agenturgeschäft nimmt ab, weil wir uns bewusst auf wenige, aber dafür große Kunden konzentrieren. Das sind in der Regel Konzerne. Parallel wächst unser WordPress-Hosting-Geschäft so gut, dass wir inzwischen der drittgrößte Anbieter in Deutschland sind und über 3.000 Kunden haben.
Was bieten Sie Ihren Kunden zusätzlich zum WordPress-Hosting?
Hervorragenden Support. Da wir selbst seit Jahren WordPress-Seiten bauen und immer auf dem aktuellsten Stand sind, erhalten unsere Kunden den besten Support. Die Idee dazu ist ja aus unserem eigenen Bedarf entstanden. Wir mussten schauen, wo wir die Webseiten unserer Kunden betreiben und es war schwer, etwas Passendes in Deutschland zu finden. Denn zum einen muss mittlerweile alles DSGVO-konform sein und zum anderen möchte man natürlich schnelle Ladezeiten garantieren und nicht zuletzt leicht bedienbar sein. In Deutschland war all das schwer zu finden, daher haben wir gesagt, wir machen unseren eigenen Hosting-Dienst auf. Wer unseren Dienst nutzt, erhält einen Berater dazu. Bei uns wird man nicht mit Helpsheets oder irgendwelchen Links abgespeist, sondern persönlich beraten.
Sind alle Ihre Server in Deutschland?
Richtig, unsere Server sind ausschließlich in Deutschland. Zunächst sind wir nur in Deutschland unterwegs – beziehungsweise ab diesem Monat in der EU. Denn wir werden als Sponsor auf dem WordPress-Camp Europe in Turin sein. Das ist unser erster Auftritt auf Europa-Ebene.
Klingt gut! Und dabei hätte man meinen können, WordPress sei auf dem absteigenden Ast.
Das ist tatsächlich eine Angst, die ich auch immer mal wieder hatte. Wenn man sich jedoch die Zahlen von 2023 und die Marktanteile von WordPress und den Mitbewerbern wie Webflow anschaut, so ist WordPress mit 70% immer noch Marktführer – und das seit mindestens 15 Jahren. Für Konzerne wird des mittlerweile immer interessanter. Das sehen wir auch in unserem Agenturgeschäft.
Heißt es nicht, beispielsweise webflow sei unkomplizierter als WordPress?
In der Technik ist es oft so, dass wenn etwas simpel ist, man meistens und insbesondere als Profi eingeschränkter ist und weniger Möglichkeiten hat. Zu unseren Kunden zählt einer der größten deutschen IT-Konzerne, dessen über 400 Webseiten auf unseren Servern laufen – alle auf WordPress-Basis. In dem Kontext sieht man ganz schön, dass WordPress als Open-Source-Software den Spagat schafft zwischen Verwaltbarkeit für den Endnutzer und zugleich krassen Profifunktionen, um den Anforderungen eines Konzerns gerecht zu werden.
Warum ist WordPress insbesondere für Konzerne interessant?
Das liegt nicht zuletzt an der Headless-CMS-Funktion, dank der man nur ein System konfigurieren und aufsetzen muss, aber daraus multiple Webseiten spawnen kann, die alle unterschiedlich aussehen. Das ist vor allem für Franchise interessant.
Von der Gründerszene ausgehend: Was würden Sie jemandem empfehlen, der weder Geld noch Ahnung von Webentwicklung und -design hat, aber eine Website braucht?
Wichtig ist, dass du dich auf dein Unternehmen konzentrierst, dein Produkt verkaufst und im Kopf behältst, dass Menschen mit Menschen Geschäfte machen. Dafür brauchst du keine Webseite, sondern dich selbst!
Meiner Meinung nach brauchen viele keine Website. Da gibt es coolere Kanäle, wie zum Beispiel Instagram oder TikTok. Je nach Geschäftsmodell kann man seine Produkte auch zuerst ohne Website vermarkten. Ein ganz tolles Beispiel dafür ist Snocks. Die haben mit Amazon FBA angefangen bevor sie ihren Shopify-Shop hatten. Ich habe letztens eine Story von dem Gründer, Johannes Kliesch heißt er, gelesen, in der er gesagt hat, dass sie den Schritt zu Shopify erst 2 bis 3 Jahre später gegangen wären, wenn sie gewusst hätten, wie aufwendig die Bedienung ist. Im Grunde genommen kann ich mich da nur anschließen. Egal, ob Shopify, WordPress oder Webflow – nicht immer bietet es das, was sie die Unternehmer anfangs erhoffen. Lieber man fängt klein an und holt seine Zielgruppe per Social Media ab – auch dort lassen sich Produkte bewerben. Das ist oft effizienter. Für wenig Geld bekommt man keine gute Website. Startet, verdient Geld und sobald ihr 15.000 oder 30.000 Euro für eine Website ausgeben könnt, macht es dann.
Ihr Unternehmen war früher auf der anderen Moselseite ansässig. Wie sind Sie im TZK gelandet?
Ich war letztes Jahr auf dem Barcamp Koblenz und nahm an einer Session mit der Sparkasse Koblenz teil, in der es um Fördermöglichkeiten für Start-ups ging. Da wurde auch das TZK kurz vorgestellt und Sascha Böhr rief durch den Raum, dass 247GRAD umziehen und daher wieder Platz wird. “Dann ziehen wir ein”, sagte ich zu ihm scherzhaft. Er lief daraufhin übers EVM-Gelände mit mir und stellte mich Jan Hagge vor.
War der Umzug eine leichte Entscheidung?
Nein, denn uns ging es am alten Standort sehr gut. Mein ehemaliger Ausbildungsbetrieb hatte uns die Räume zur Verfügung gestellt und wir hätten dort auch weiter wachsen können. Deshalb fiel es mir sehr schwer, meinem Unterstützer vom Umzug zu erzählen.
Was sprach denn fürs TZK?
Das TZK betrachtete ich als Ticket in ein gewisses Netzwerk, in die Koblenzer Startup-Community. So ist es tatsächlich auch gekommen. Ich habe hier schon viele coole Leute kennengelernt. Auch kriegt man die ganzen Startup-Veranstaltungen mit, die entweder hier vor Ort oder woanders in Koblenz und Umland stattfinden. Davon wusste ich früher nichts. Toll, dass es das hier gibt.
Herr Broll, wir danken Ihnen für das Gespräch.